Die Vorfahren Hans Schatzdorfers stammen nicht aus Großpiesenham.
Der Großvater Georg Schatzdorfer ( geb. 6.4.1820, gest. 4.7.1906) ist gebürtiger Riedauer.
Er erwarb das "Schreinerhaus" in Großpiesenham Nr.16, wo er neben einer Kleinlandwirtschaft auch das Tischlerhandwerk ausübte.
Seine Ehefrau Anna Maria, geb. Auer (geb.22.2.1827, gest. 9.6.1906) gebar ihm zehn Kinder, darunter den Vater des Dichters Josef Schatzdorfer.
Georg Schatzdorfer war mit Franz Stelzhamer befreundet, der auf Grund seiner Andersartigkeit und unsteten Lebensweise im kleinen Heimatort Großpiesenham nicht sehr angesehen war.
Georg Schatzdorfer, tolerant und freiheitlich gesinnt, war dem Dichter zugetan und bewirtete ihn gastfreundlich, wenn Stelzhamer sein "Muadanhaus" in Piesenham besuchte. Als Zeichen seiner Freundschaft und Zuneigung zimmerte er dem Dichter am Rande des "Geholzes" einen Tisch und eine Bank, fernab von der missgünstigen Dorfgemeinschaft, mit einem herrlichen Rundblick über das gesamte Innviertel.
Georg Schatzdorfer selbst ein "Zugereister" galt im Dorf als Sonderling, Einerseits lustig und wortreich in der Gesellschaft, andererseits lästig und verschlossen zu Hause. Seine üblen Launen und Ungerechtigkeiten ließ er besonders an seinem Sohn Josef Schatzdorfer. geboren am 24.2.1862 aus, dem späteren Vater unseres Dichters Hans Schatzdorfer. Aus ungeklärten Gründen verweigerte er dem ungeliebten Sohn die Mitgift und warf den einzigen Kasten, den er als Aussteuer hergab, über den steilen Abhang beim Schreinerhaus hinunter. Dies geschah am Hochzeitstag, dem 20. 9. 1887, wo Josef Schatzdorfer die Piesenhamer Näherin Anna Maria Schick heiratete.
Deren Mutter war die Katharina Braun, aus Starzenbach, Gemeinde Eberschwang, die den Bindermeister Josef Schick aus Großpiesenham heiratete und der ihr uneheliches Kind bei der Hochzeit am 4.10.1864 legitimierte.
Josef und Anna Maria Schatzdorfer wohnten nach ihrer Hochzeit im Holzhaus Großpiesenham Nr. 4, das heute noch zu Füssen des Stelzhamerhauses, von der Familie Johann und Theresia Flachs und ihrer Tochter Annemarie Flachs als Museumsobjekt erhalten ist. Hier begannen Josef Schatzdorfer als selbständiger Tischler und seine frisch Angetraute "s´ Annamierl", eine angesehene Näherin, ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder zu bestreiten. 1892 kam Josef zur Welt, 1895 Franz Xaver, 1897 Hans und 1900 Fritz.
Nach der Auszahlung einer kleinen Mitgift ans "Annamirl" durch ihren Ziehvater Josef Schick erwarb das Ehepaar im Jahre 1897 ein eigenes Haus, das heutige "Tischlerhäusl" in Piesenham Nr. 8, das Geburtshaus des Dichters. Bald hatte die Mutter allein für ihre 4 Buben zu sorgen, als ihr lebenslustiger und zu jeder Geselligkeit bereite Ehemann Josef Schatzdorfer, im Alter von nur 40 Jahren am 1.11. 1902 verstarb. Nach einer Treibjagd erkrankte er an einer damals noch tödlich verlaufenden Lungenentzündung. Zu der Zeit war auch noch das Haus teilweise mit Schulden behaftet.
Die tapfere Mutter heiratete nicht mehr und erwarb in der Folge allein als Störnäherin den Lebensunterhalt für sich und die vier Buben. Im Rucksack die schwere Nähmaschine, ging sie täglich zu den umliegenden Bauern und war dort, ob ihrer Geschicklichkeit und genauen Arbeitsweise eine geachtete und geschätzte Hilfe. Am Abend brachte sie neben dem Tageslohn noch einen Scherz Brot und ein Stückchen Fleisch, das sie sich selbst vom Munde abgespart hatte, für ihre Buben nach Hause.Zusätzlich nähte sie täglich am Abend noch ein Herrenhemd.
Den Haushalt besorgte tagsüber eine alte Magd, die viel Verständnis für die muntere Bubenschar aufbrachte. Sie interessiert sie für das Theaterspielen, lernte ihnen das Schattenspieltheater und hielt sie dadurch vom Unfugstiften und dessen üblen Folgen ab. Die Buben bauten in der Wiese eine Bühne- als Vorhang dienten die frisch geplätteten und sauber im Schrank liegenden Betttücher- und spielten für die Dorfkinder ihre selbst gedichteten Theaterstücke. So verlebten die vier Geschwister eine glückliche Kindheit trotz mancher häuslichen Not.
Für eine höhere Schulausbildung fehlte für Hans das Geld. Er erlernte das väterliche Handwerk, die Tischlerei. 1915 rückte er als Freiwilliger zum oö.Schützenregiment an die italienische Front ein und kehrte unversehrt 1918 in die Heimat zurück. Sein Bruder Franz Xaver fiel in Trient. Auch er besass künstlerische Begabung als Bildhauer und Musiker.
1920 verehelichte sich Hans Schatzdorfer mit Maria Holzinger (geb.19.4.1900, gest. 26.5.1977) der Tochter des wohlhabenden Heinrich Holzinger, Bierdepotleiter der Brauerei Zipf in Pramet.
Maria war die tapfere Ehefrau Hans Schatzdorfers. Sie war sein "Grundstein", der festgefügte. Stets unsichtbar im Hintergrund war sie etwas wie ein Schutzengel für ihn. Diese tapfere Frau trug alle Last alleine. Sie trug die Hauptlast der Erziehung und Versorgung ihrer vier Kinder, finanziell unabhängig durch den Betrieb ihrer Kleinstlandwirtschaft, einer Kuh, einem Schwein und etlicher Hühner. Hans Schatzdorfer dankt es ihr öfter in seinem Werk, unmissverständlich, wenn er sagt:
"...fleißig und brav hat's oan Buabn und drei Dirndln guat zügöt und gfuadert..." Im schon hohen Alter befragt, welches Gefühl es sei, neben einem Dichter gelebt zu haben, fasste sie illusionslos zusammen: "Man hat eigentlich nöt vui davon... Um alls muaß ma si selber rantn und die ganze Arbeit muaß ma selber tun.." In unerschütterlichem Glauben stand sie fest zu ihrem Mann und hielt ihm ihr Leben lang die Treue.
Sie gebar ihm den Sohn Hans (geb.16.11.1925), welcher erst 19-jährig am 22.Dezember 1944 in der Ardennenoffensive im 2.Weltkrieg in Crombach, Belgien fiel und drei Töchter: Maria, Berta und Gertraud.
Maria (geb.16.9.1920, gest. 22.11.2010) traf ein schweres Schicksal. Sie verlor bei einem Autounfall ihr einziges Kind, den aufgeweckten sechsjährigen Wolfgang Schatzdorfer. Sie arbeitete als Näherin in der Bezirkshauptmannschaft Ried im Innkeis und war bis zur Pensionierung im Altersheim Ried beschäftigt.
Berta (geb. 23.11.1921, gest. 17.10.2004) studierte an der Universität "Mozarteum" in Salzburg Geige und Bratsche und schloss bei Professor Klara Kuthe-Tarnay die Ausbildung zum Silberschmied und im Email-Kunsthandwerk ab. Sie war verheiratet mit Prof.Erich Karl, Mitglied des Mozarteumorchester Salzburg.
Als Fachlehrerin für Violine arbeitete sie an der Musikschule Ried i.I.
Die Piesenhamer Hausmusik wurde von Erich Karl (geb.6.9.1912, gest. 3.10.1996) als sein Opus 15 komponiert.
Der Name "Piesenhamer Hausmusik" ist eine Remeniszenz an den Geburtsort der beiden Mundartdichter Stelzhamer und Schatzdorfer.
Zusammen mit seiner Frau Berta (2.Violine) und Werner Möstl (Kontrabaß) verlieh Erich Karl in seinen 62 Stücken der Piesenhamer Hausmusik eine unverwechselbare Mischung von Volksmusik und philharmonischen Klängen. Eine kleine Hörprobe können Sie unter nachfolgendem Link "Piesenhamer Hausmusik" erreichen.
Das Ensemble Piesenhamer Hausmusik wird seit dem Tod von Erich Karl von
Angelika Dallinger (Violine 1), Martin Demmelbauer (Violine 2) und
Werner Möstl (Kontrabaß) weitergeführt.
Gertraud (geb. 5.7.1935) war Volksschullehrerin und Volksschulleiterin an der Volksschule Frankenburg und Obfrau des Stelzhamerbundes Linz. Sie war verheiratet mit dem Spengler- und Dachdeckermeister Friedrich Stöckler, Frankenburg. (geb. 23.1.1923, gest. 31.5.2009) und begann nach dessen Tod das Studium der Germanistik an der Universität Salzburg.
Ihre einzige Tochter Dr.med. Sylvia Stöckler-Ipsiroglu (geb. 14.7.1957) ist Professor am Childrens Hospital in Vancouver, Canada und leitet dort die Abteilung Biochemical Diseases.
"Viel muaß ma nöt haben
aba ebbs muaß ma sein,
dass a Nam lang nan Taod
nu viel Klang hat und Schein,"